Florianitag 04.Mai - Internationaler Tag der Feuerwehrleute: „Ehrenamt braucht echte Anerkennung“
Anerkennungsbonus im Alter | Verstärkte Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder- und Jugendfeuerwehren | Demokratiearbeit | Ehrenamtlichkeit als Norm
Den Brandschutz in der Gemeinde sicherstellen – eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Aber dass es fast ausschließlich die Nachbarn sind, die ehrenamtlich und unentgeltlich zur Hilfe eilen, wenn es brennt, das ist nicht jedem sofort bewusst.
Etwa 330.000 Feuerwehrleute gibt es in Bayern, rund 318.000 davon sind in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Retten, Löschen, Bergen und Schützen als Ehrenamt. Von den rund 7.700 Feuerwehren in Bayern sind nur sieben Standorte Berufsfeuerwehren. Sie leisten in Städten mit über 100.000 Einwohnern Hilfe für die Bürgerinnen und Bürger, wo das allein ehrenamtlich nicht mehr leistbar ist. Unterstützt werden aber auch sie von Freiwilligen Feuerwehren, denn ohne die ehrenamtlichen helfenden Hände ginge es auch in den großen Städten nicht. Denn zu tun, gibt es mehr als genug: etwa alle 2 Minuten rückt die Feuerwehr in Bayern zu einem Einsatz aus.
„Ehrenamt braucht echte Anerkennung“, betont Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern. Nur so könne sichergestellt werden, dass auch zukünftig genügend Ehrenamtliche in den Feuerwehren diesen unschätzbaren Dienst für die Gesellschaft tun.
Anerkennungsbonus im Alter – auch „Feuerwehrrente“
Zuletzt hatte die Forderung des Landesfeuerwehrverbandes Bayern –aber auch des Deutschen Feuerwehrverbandes – nach einer sogenannten „Feuerwehrrente“ für viel Diskussion gesorgt. „Wir halten einen kleinen Anerkennungsbonus im Alter für den jahrelang geleisteten Feuerwehrdienst in vielerlei Hinsicht für ein geeignetes Instrument zur Stärkung des Ehrenamtes“, so Eitzenberger. Nicht nur, dass die Leistung der Feuerwehrleute angemessen anerkannt wird, Kommunen hätten damit auch ein geeignetes Instrument, um ihre Ehrenamtlichen langfristig zu binden. „Dieser Anerkennungsbonus ist nicht nur rechtlich von den Kommunen sofort umsetzbar, sondern angesichts der Alternativen auch ein haushaltsschonendes Instrument.“, so Eitzenberger weiter. Gelingt es den Kommunen angesichts des demographischen Wandels nämlich nicht, zukünftig genügend Ehrenamtliche zu gewinnen und zu halten, wird früher oder später vermehrt hauptamtliches Personal zur Sicherstellung des Brandschutzes finanziert werden müssen, was deutlich höhere Kosten verursachen würde.
Stärkung der Nachwuchsarbeit: Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Kinder- und Jugendfeuerwehren
Zu einer echten Anerkennung des Ehrenamtes gehören auch moderne, umfangreiche Ausbildungsangebote. Kaum ein Ehrenamt ist derart ausbildungsintensiv wie das bei der Feuerwehr „Die Ehrenamtlichen dürfen mit ihrer wichtigen Nachwuchs- und Ausbildungsarbeit nicht allein gelassen werden.“, so Eitzenberger. Auch wenn von staatlicher Seite wichtige Schritte zum Ausbau der Staatlichen Feuerwehrschulen unternommen wurden, decken diese Ausbildungskapazitäten bisher nicht den Ausbildungsbedarf in den über 7500 Freiwilligen Feuerwehren in Bayern. Insbesondere bei den fast 1000 Kinderfeuerwehrgruppen und über 5000 Jugendfeuerwehrgruppen ist der Bedarf groß, schließlich sind eine Vielzahl von qualifizierten Betreuerinnen und Betreuer für die so wichtige Nachwuchsarbeit nötig.
„Eine deutliche Erweiterung des Ausbildungsangebots für die Nachwuchsarbeit der bayerischen Feuerwehren ist dringend notwendig.“ Hierfür sollte auch offen über einen möglichen neuen, weiteren Standort explizit für die Kinder- und Jugendfeuerwehrausbildung ergänzend zu den bestehenden Feuerwehrschulen offen nachgedacht werden, so Eitzenberger weiter. Hierdurch könnte gleichzeitig auch den Staatlichen Feuerwehrschulen wieder mehr Raum für feuerwehrtechnische Lehrgänge gegeben werden. Freie Kapazitäten an den Feuerwehrschulen also, die dringend für die allgemeine Ausbildung angehender Feuerwehrführungskräfte, aber gerade auch im technischen Bereich, gebraucht werden.
Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“: Geplante Mittelkürzungen gefährden wichtige Demokratiearbeit in den Feuerwehren
Wie viele Landesfeuerwehrverbände beteiligt sich auch der Landesfeuerwehrverband Bayern am Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“. In Bayern wird im Rahmen des Programms beispielsweise eine Konfliktberatung für die Feuerwehren angeboten. Die Konflikte können dabei jeglicher Art sein, z.B.: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (rassistisch, antisemitisch, sexistisch, homosexuellenfeindlich…), feindselige Äußerungen, Diskriminierungen oder Konflikte im Verbands- bzw. Vereinsalltag. Diese wichtige Demokratiearbeit ist durch die geplanten Mittelkürzungen unmittelbar bedroht. Zusammen mit dem Deutschen Feuerwehrverband und weiteren Landesfeuerwehrverbänden wendete sich auch der Landesfeuerwehrverband Bayern im April mit einem Appell zur Absicherung des Programms u.a. an Bundeskanzler Olaf Scholz. „Ein gutes Miteinander ist die Basis dafür, dass das System Freiwillige Feuerwehr funktionieren kann“, sagt Eitzenberger. Nur wenn ein Umfeld sichergestellt ist, in dem sich jede und jeder diskriminierungsfrei engagieren kann, werden auch in Zukunft genügend Ehrenamtliche den Weg zur Feuerwehr finden. Die Konfliktberatung ist dabei ein wichtiger Baustein, der den Mittelkürzungen auf Bundesebene nicht zum Opfer fallen darf.
Ehrenamtlichkeit bei der Feuerwehr als Norm
Die große Mehrheit der Feuerwehrleute in Bayern verrichtet ihren Dienst ehrenamtlich –unentgeltlich, rund um die Uhr, zusätzlich zum normalen beruflichen und familiären Alltag. „Ich würde mir wünschen, dass die Ehrenamtlichkeit im Feuerwehrwesen stärker von Beginn an bei Vorhaben mitgedacht wird“, nennt Eitzenberger als zentralen Wunsch des Verbandes. Als Beispiel nennt er die Ankündigung des Freistaates Bayern für gemeinnützige Vereine GEMA-Gebühren zu übernehmen. Was gut gemeint ist, kommt den Feuerwehrvereinen in der konkreten Umsetzung des Vorhabens leider praktisch nicht zugute: sie Überschreiten bei Veranstaltungen in ihren Feuerwehrgerätehäusern und -höfen schlicht in den allermeisten Fällen die für eine Übernahme der Gebühren vorgesehene Quadratmeterbegrenzung des Veranstaltungsortes. „Feuerwehren wurden bei diesem Vorhaben zur Ehrenamtsförderung schlicht als gemeinnützige Vereine übersehen.“, vermutet Eitzenberger.
Aktuell wird auch die Bekanntmachung zur Alarmierung im Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz in Bayern (ABek) durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration überarbeitet. Die Änderungen werden vorwiegend den Bereich der Feuerwehralarmierung betreffen. Im Rahmen der laufenden Verbändeanhörung wünscht sich Eitzenberger, dass die Stimme der Freiwilligen Feuerwehren angemessen berücksichtigt wird: „Ehrenamtlichkeit bei der Feuerwehr ist die Norm. Insofern muss selbstverständlich auch die Alarmierung der Einsatzkräfte auf die besonderen Bedürfnisse der Freiwilligen Feuerwehren zugeschnitten sein.“
./.
Bild: Johann Eitzenberger im Gespräch mit Feuerwehrdienstleistenden bei der Verabschiedung eines Hilfskonvois im März. Auch hier waren ehrenamtliche Feuerwehrkräfte eingesetzt (Bildnachweis: LFV Bayern)
Pressekontakt:
Dr. Marina I. Wieluch
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,
Social Media und PR
Tel.: 089 388 372- 23
Fax: 089 388 372-18
oeffentlichkeitsarbeit@lfv-bayern.de
Über den LFV Bayern
Der LFV Bayern ist die Interessensvertretung der bayerischen Feuerwehren und zugleich der stärkste Mitgliederverband innerhalb des Deutschen Feuerwehrverbandes. Der LFV Bayern vertritt insgesamt rund 7.700 Feuerwehren in Bayern mit deren insgesamt über 880.000 Mitgliedern, davon 320.000 Aktive. Der Verband berät seine Mitglieder umfassend und ist über den Deutschen Feuerwehrverband auch auf Bundes- sowie Europaebene präsent.