"Schaulustige erwünscht"

22. Mai 2023

Einsatzübung am Waginger Rathaus für die Öffentlichkeit

Waging am See. Einsatzübungen in Zugstärke sind seit jeder interessant für die beteiligten Einsatzkräfte. Das erworbene Wissen kann beinahe unter Realbedingungen abgerufen werden. Wenn die genaue Übungsörtlichkeit und die Lage im Vorfeld nicht bekannt ist, profitieren davon die beteiligten Führungskräfte wie auch die "Mannschaft. So wurde auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Waging am See eine Einsatzübung mit der Meldung: "B 3 - Person - Brand in Gebäude, mehrere Personen - durchgeführt. Die aktiven Feuerwehrdienstleistenden waren über Termin und Zeitpunkt informiert, nur die genaue Lage war ausschließlich den Organisatoren und Übungsbeobachtern bekannt.

Angenommen war ein Brand während einer fiktiven Gemeinderatssitzung im 2. Obergeschoss des Rathauses der Marktgemeinde Waging am See. Dabei wurde ein Brand im ersten Stockwerk des Rathauses inszeniert. Durch die Ausbreitung des Brandrauches war ein Verlassen des Rathauses über das Treppenhaus nicht mehr möglich. Übungsdarsteller waren der 1. Bürgermeister Matthias Baderhuber von Waging am See, 1. Bürgermeisterin Stefanie Lang der Gemeinde Taching am See (gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Waging a. See), Gemeinderätin Barbara Krautenbacher,die stellvertretende Bauamtsleiterin Christiane Koch, sowie Jungen und Mädchen der Waginger Jugendfeuerwehr. Insgesamt befanden sich 18 Personen im Rathaus. Geplant und ausgearbeitet wurde die Übung von Maximilian Huber und Thomas Pfeffer, beide Führungskräfte der Waginger Feuerwehr. Der stellvertretende Kommandant Sebastian Kamml fungierte als Beobachter. Einsatzleiter bei der Übung war der 1. Kommandant Michael Schramke. Übungsziele waren die Fahrzeugaufstellung im beengten Ortszentrum (historische Inn-Salzach-Bauweise), das Vorgehen der eingesetzten Atemschutztrupps bei einer umfangreichen Personenrettung und natürlich die Zusammenarbeit der Feuerwehren. Zur Unterstützung der örtlich zuständigen Feuerwehr Waging am See waren die Ortsteilwehren aus Nirnharting mit 1. Kommandant Wolfgang Sedlmayer und Otting mit Kommandant Johann Schneider mit dabei.

In Absprache mit der Gemeindeverwaltung wurde von dieser eine Sperrung im Übungsbereich und ein Parkverbot bei den umliegenden Parkplätzen angeordnet. Somit solle verhindert werden, dass Fahrzeuge "eingesperrt" oder im ungünstigsten Falle während der Übung beschädigt würden. Da die Übung direkt am Marktplatz der 7000-Einwohner-Gemeinde stattfand und aufgrund des Ortszentrums mit zahlreichen Passanten gerechnet wurde, beschlossen die Übungsplaner direkt die Bevölkerung zur Übung "einzuladen". Da über die Lokalpresse und im Rundfunk über die Straßensperrungen informiert wurden, konnte gleichzeitig auch die Bevölkerung eingeladen werden, sich über die Arbeit der Feuerwehr zu informieren. "Schaulustige" waren also durchaus erwünscht. Eine "Moderation" der Übung war von Anfang an mit eingeplant.

In Absprache mit der Gemeindeverwaltung wurde von dieser eine Sperrung im Übungsbereich und ein Parkverbot bei den umliegenden Parkplätzen angeordnet. Somit solle verhindert werden, dass Fahrzeuge "eingesperrt" oder im ungünstigsten Falle während der Übung beschädigt würden. Von Seiten der Marktgemeinde und Bürgermeister Baderhuber stieß die geplante Übung auf volle Unterstützung.

Bereits vor Eintreffen der Einsatzfahrzeuge informierte Pressesprecher Thomas Pfeffer die anwesenden Personen am Übungsort. Dabei wurde nicht nur das Vorgehen der Einsatzkräfte kommentiert, sondern auch die taktischen Maßnahmen und der jeweilige Stand der Rettungs- und Löschmaßnahmen. Dabei wurde bewusst auf Fachbegriffe der Feuerwehr verzichtet. Unter anderem wurden die Zuseher informiert, dass nicht jedes Feuerwehrauto gleich ist, über eine bestimmte Ausrüstung verfügt und dementsprechend eingesetzt werden muss. Auch über den Zeitpunkt der Alarmierung, dem Abruf der Einsatzkräfte über Funk und dem natürlich unvermeidbaren Hinweis auf den Notruf 112 gab es Informationen.

Als erstes Fahrzeug traf der Einsatzleitwagen (ELW 1) an der angenommenen Brandstelle ein. Da dem Einsatzleiter die Ausgangslage größtenteils unbekannt war, erkundete er gemeinsam mit seinem Führungsassistent die Lage. Der anrückende Löschzug, bestehend aus Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20/16), Drehleiter (DLA-K 23/12) und Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25) musste anschließend koordiniert werden. Der Bevölkerung wurde dabei vermittelt, dass der erste Blick des Einsatzleiters immer die Frontalansicht auf das Schadensgebäude ist, Personen befragt werden, das Innere des Gebäudes bis zur Rauchgrenze und auch die nähere Umgebung erkundet wird. Oberste Priorität hatte dann die Rettung der vom Brandrauch eingeschlossenen Personen. Dies konnten dann entweder mit Unterstützung der Atemschutztrupps und mit Fluchthauben das Gebäude verlassen oder mussten mit der Drehleiter gerettet werden. Auch eine von der First-Responder-Gruppe betreute Verletztensammelstelle wurde eingerichtet.

Die Feuerwehren Nirnharting (LF 8/6) und Otting (LF 10/6) mussten dann mit weiteren Atemschutztrupps eingesetzt werden und errichteten eine Atemschutzsammelstelle. Beeindruckend waren auch die Effekte der Firma Pyrotechnik Horak aus Tittmoning. Rauchschwaden erzeugten den Eindruck eines echten Brandes und im Rathaus wurde über Lautsprecher über Lautsprecher eine Geräuschkulisse eingespielt. Im Waginger Feuerwehrhaus waren weitere Kräfte zur Logistik im Hintergrund gefordert. Als Zuschauer vor Ort war auch Anton Groschack, der Leiter der ILS Traunstein, sowie Vertreter benachbarter Feuerwehren.

"Man fühlt sich sicher in Waging", so 1. Bürgermeister Matthias Baderhuber. Das Oberhaupt der Marktgemeinde war begeistert von der Einsatzübung. "Ich habe mich bei der Rettung über die Drehleiter immer sicher gefühlt und auch meine angenommene schwere Kopfverletzung wurde professionell versorgt!" Bei der Nachbesprechung lobte der Bürgermeister die hervorragende Übungsvorbereitung, das professionelle Vorgehen und auch die Zusammenarbeit der Feuerwehren der Marktgemeinde. Begeistert war aber nicht nur der Bürgermeister. Belohnt wurden die Feuerwehrmitglieder nach der Übung mit ausgiebigem Applaus durch die Zuschauer. Die Übungsorganisatoren haben schon mit einigen Personen als Publikum gerechnet. Dass allerdings der ganze Marktplatz voller Menschen war, denen die Arbeit der Feuerwehr nähergebracht werden konnte, war eine sehr positive Erkenntnis. In den angrenzenden Gaststätten hatten Gäste sogar Tische mit "Blick auf die Feuerwehrübung" reserviert.

Als Fazit konnte festgestellt werden, dass die moderierte Einsatzübung großen Anklang bei der Bevölkerung fand. Auch die lokalen Medien berichteten über die Einsatzübung. Neben dem Übungseffekt der Feuerwehr konnte damit auch eine gute Öffentlichkeitsarbeit und hervorragende Darstellung der Feuerwehren betrieben werden.

 

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Bericht und Fotos: Thomas Pfeffer, Pressesprecher FF Waging am See und Gebietspresse Inspektionsbereich Land 3 des KFV Traunstein

Bild 1: Beeindruckende Rauchschwaden aus dem Rathaus, Einsatz der Drehleiter und Innenangriff zur Brandbekämpfung und Personenrettung am Eingang des Rathauses

Bild 2:  Am Einsatzleitwagen liefen die organisatorischen Fäden zusammen - mit roter Weste Zugführer Michael Schramke, rechts Übungsbeobachter Sebastian Kamml

Bild 3: Anfahrt des Rettungskorbes der Drehleiter aus Sicht der vom Rauch eingeschlossenen Personen

Bild 4: Bürgermeister Baderhuber wird an der Verletztensammelstelle durch die First-Responder versorgt - rechts Tachings Bürgermeisterin Stefanie Lang und Barbara Krautenbacher

Bild 5: Rettung einer Übungspuppe durch einen Atemschutztrupp aus dem Rathaus

Biöd 6: Zufrieden mit dem Ablauf - Absprachen der beiden Übungsleiter Maximilian Huber (zivil) und Thomas Pfeffer (mit Pressesprecherweste)