Landkreis Aschaffenburg beschafft für den Katastrophenschutz Satellitenanlagen als Rückfallebene beim Ausfall von Internet und Telefonie
In den letzten Jahren haben sich vermehrt extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Stürme oder auch länger andauernde Schneefälle ereignet. Auch der Landkreis Aschaffenburg wurde wiederholt von derartigen Wetterereignissen betroffen.
Mit diesen Unwettern gingen oftmals auch Stromausfälle einher, die teilweise über mehrere Stunden andauerten.
Allerdings gibt es bei einem Stromausfall noch weitere Probleme. So fällt meist damit auch sofort das DSL-Netz und damit Internet und Telefonie aus. Die Mobilfunknetze sind in der Regel nur sehr beschränkt notstromversorgt und der uneingeschränkte Betrieb des BOS Digitalfunks ist ebenfalls noch nicht abschließend sichergestellt.
Der Landkreis Aschaffenburg hat daher in der Vergangenheit zur Sicherstellung der Stromversorgung für kleinere Feuerwehrgerätehäuser mobile Notstromaggregate zur Verfügung gestellt, größere Feuerwehrhäuser wurden von den Kommunen zum Teil auch mit stationären Notstromaggregaten ausgestattet. Damit sind Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger in allen Gemeinden des Landkreises für Notfälle bei einem länger andauernden Stromausfall verfügbar.
Bei Unwetterereignissen greift regelmäßig das Flächenlagekonzept des Landkreises Aschaffenburg, das sich seit Jahren bestens bewährt hat.
Der Landkreis Aschaffenburg ist in 2 Inspektionsbezirke mit jeweils 3 KBM-Bezirken gegliedert. Neben der Kreiseinsatzzentrale (KEZ) im Landratsamt ist in jedem der insgesamt 6 KBM-Bezirke für flächendeckende Schadensereignisse eine Abschnittsführungsstelle (AFS) als Befehlsstelle vorgeplant und mit entsprechenden Führungsmitteln ausgestattet. Im Einsatzfall begibt sich in der Regel der für den KBM-Bezirk zuständige Kreisbrandmeister in die AFS. Unterstützt wird er von ausgebildeten Führungsgehilfen aus seinem KBM-Bezirk. Weiterhin gibt es in jeder der 32 Gemeinden des Landkreises Aschaffenburg eine gemeindliche Führungsstelle (GFS). Diese Führungsstellen verfügen ebenfalls über entsprechende Führungsmittel. Die GFS werden von örtlichen Führungskräften und Führungsgehilfen besetzt. Die Führungsstellen befinden sich jeweils in Feuerwehrgerätehäusern. Die Kreiseinsatzzentrale koordiniert die von der Integrierten Leitstelle (ILS) aufgenommenen und an die KEZ weitergeleiteten Einsätze und verteilt sie auf die jeweils zuständige Abschnittsführungsstelle. Diese wiederum gibt sie an die örtliche zuständige GFS weiter. Dazu wird eine eigenentwickelte webbasierte Anwendung verwendet, in die alle Einsätze automatisch über die TETRA Funk – SDS Nachrichten von der ILS eingelesen werden. Zeitkritische Einsätze (z.B. Brand, Verkehrsunfall) werden von der ILS direkt bearbeitet und durchalarmiert. Überörtliche Kräfte und Einsatzmittel werden von der gemeindlichen Führungsstelle über die zuständige AFS angefordert. Diese koordiniert die in ihrem Bereich verfügbaren Mittel und fordert ggf. über die Kreiseinsatzzentrale weitere Einsatzmittel an.
Ein Ausfall der notwendigen Kommunikationsverbindungen wie Telefonie und Internet hat zur Folge, dass Einsätze nur über Funkverbindungen und nicht zeitnah an die jeweiligen Abschnittsführungsstellen weitergeben werden können. Außerdem führt das zu einem erheblichen Funkverkehr zwischen den einzelnen Stellen.
Die für den Katastrophenschutz zuständige Stelle im Landratsamt Aschaffenburg hat daher in den vergangenen Wochen für die Kreiseinsatzzentrale im Landratsamt, die drei landkreiseigenen Einsatzleitwagen und die 6 Abschnittsführungsstellen Satellitenanlagen mit Zubehör beschafft, damit beim Ausfall der drahtgebundenen Telefon- und Internetverbindungen die Kommunikation zwischen der Einsatzleitung im Landratsamt und den jeweiligen Befehlsstellen über Satellitentechnik nach wie vor sichergestellt werden kann. Die Telefonie wird nun über einen unabhängigen SIP Provider sichergestellt, um nicht von einem einzelnen Provider abhängig zu sein.
Die Kosten für die Satellitenanlagen im Landratsamt und den 3 ELW beliefen sich incl. Montage auf rund 22.000 Euro. Die Satellitenanlagen bei den 6 Abschnittsführungsstellen kosteten zusammen rund 3000 Euro, die Montage wurde von den Feuerwehren jeweils in Eigenleistung erbracht. Der Landkreis Aschaffenburg übernimmt zudem die laufenden Betriebskosten in Höhe von rund 2.600 Euro/Jahr für alle Anlagen.
Mit der Beschaffung dieser redundanten Kommunikationslösung ist eine weitere wichtige Investition für eine schnelle wirkungsvolle Hilfe und zum Schutz der Bevölkerung im Landkreis Aschaffenburg getätigt worden.
Als Anlage habe ich Ihnen ein Foto von der neuen Satellitenschüssel der Feuerwehr Waldaschaff und eine Übersicht der nun vorhandenen Kommunikations-Infrastruktur der Abschnittsführungsstellen beigefügt.
Foto: Felix Hofmann, Skizze: Martin Bahmer (beide FF Waldaschaff)
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Rollmann
Kreisbrandmeister
Landratsamt Aschaffenburg
Pressesprecher der Kreisbrandinspektion