„Hurra die Schule brennt!“

20. März 2025

130 Floriansjünger übten in Kammer – Umfangreicher Atemschutzeinsatz zur Menschenrettung

Traunstein, Kammer. Der Traum vieler Abc-Schützen hat sich leider nicht erfüllt. Trotz Feueralarm im Schulgebäude und dem Einsatz aller fünf Feuerwehren der Großen Kreisstadt Traunstein geht der Betrieb in der Grundschule Kammer ganz normal weiter. Am Montagabend (17. März) übten rund 130 Einsatzkräfte das Vorgehen im Brandfall und konnten dank eines umfangreichen Innenangriffs unter Atemschutz innerhalb kurzer Zeit zahlreiche vermissten Personen in Sicherheit bringen. Begleitet wurde die Übung von mehreren „Schaulustigen - denen Gaffen ausdrücklich erlaubt war“ und die den Einsatzkräften über die Schultern blickten. Die Übungsbeobachter hatten am Ende „wenig Grund zu jammern“ und bescheinigten einen insgesamt reibungslosen Einsatz der Beteiligten.

Im wechselnden Turnus führen die Feuerwehren Haslach, Hochberg, Kammer, Traunstein und Wolkersdorf einmal jährlich eine große Gemeinschaftsübung durch. In diesem Jahr bemühten sich die Kammerer Kommandanten Alois Wimmer und Tobias Heigermoser um ein ebenso forderndes und realistisches Übungsszenario. Angenommen wurde ein Brand mit mehreren Vermissten im als Mehrzweckraum genutzten Teil des Dachgeschosses. Als „Verletztendarsteller“ haben die Buben und Mädchen der diesjährigen Firmgruppe mitgewirkt.

Feuer unter dem Dach der Schule

Nur wenige Augenblicke nach der Übungsalarmierung „unklare Rauchentwicklung im Schulgebäude“ trafen die Floriansjünger aus Kammer mit ihren beiden Löschfahrzeugen am Einsatzort an. Deutlich zu hören war das akustische Signal der hausinternen Brandmeldeanlage. Eine erste Erkundung ergab eine starke Rauchbildung im zweiten Obergeschoss des Gebäudes, worauf sich die ersten Einsatzkräfte unter Atemschutz zum Einsatz fertigmachten. In Windeseile wurden Schläuche ausgerollt und Hydranten angezapft, um einen ersten umfangreichen Löschangriff über den Haupteingang zu starten.

Nach und nach traf die Unterstützung der weiteren Einsatzkräfte am angenommenen Brandort ein. Sie positionierten sich zunächst entlang der Kreisstraße TS 1 und erhielten anschließend durch die Einsatzleitung ihre Arbeitsaufträge. Geleitet wurde dieser von Zugführer Hubert Hobmaier, der zusammen mit der Mannschaft des Einsatzleitwagens aus Traunstein die Maßnahmen koordinierte. Rund 25 Minuten nach der Alarmierung waren sämtliche Aufgaben verteilt und alle Helferinnen und Helfer arbeiteten an der Erledigung ihrer Ziele.

Zehn Atemschutztrupps zur Menschenrettung

Im nördlichen Bereich der Schule positionierten sich die Feuerwehren Kammer und Wolkersdorf, um über den Haupteingang der Schule die Menschenrettung und Brandbekämpfung durchzuführen. Die Einsatzkräfte waren außerdem mit der Tatsache konfrontiert, dass im Aufzug zwei Personen eingeschlossen waren, die ebenfalls gerettet werden mussten. Insgesamt kamen dort fünf Atemschutztrupps zum Einsatz. Darüber hinaus kümmerten sie sich um die Evakuierung der Kammerer Rentnersportgruppe, die sich in der Turnhalle sportlich betätigten.

Südlich der Schule wurden die Feuerwehren Hochberg und Traunstein tätig. Sie positionierten zunächst das Drehleiterfahrzeug, um im Fall einer Brandausbreitung die angrenzenden Gebäude durch einen Wasserwerfer schützen zu können. Gleichzeitig starteten sie über die Fluchttreppe einen Innenangriff unter Atemschutz und kontrollierten, ob von der auf dem Dach installierten Photovoltaikanlage eine Gefahr ausgeht.

Löschwasser aus Hydranten reicht nicht aus

„In Ortskern von Kammer können wir lediglich auf das Löschwasser aus den Hydranten zurückgreifen. Im Einsatzfall reicht dies für kleinere Brände aber keinesfalls für einen Dachstuhl- oder Wohnhausbrand“, betont Einsatzleiter Hubert Hobmaier und ergänzt, „aus diesem Grund muss dann mit größerem Zeitaufwand eine etwa 1.300 meterlange Löschwasserversorgung zum Rettenbacher Weiher oder den zu den Wasserbehältern in Gerating oder Neuhausen aufgebaut werden“. Dieses Szenario wurde zwar bedacht, auf den tatsächlichen Aufbau einer Versorgungsleitung wurde allerdings verzichtet.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Haslach erhielten den Auftrag, eine Verletztensammelstelle einzurichten und die Personen vor Ort zu betreuen, ehe sie der angenommenen Weiterversorgung durch den Rettungsdienst zugeführt wurden. Insgesamt konnten innerhalb von 45 Minuten sieben Menschen aus dem Dachgeschoss, zwei weitere Personen aus dem Aufzug sowie die Rentnersportgruppe der DJK-Kammer erfolgreich gerettet werden.

Zu Übungszwecken wurde noch am Gerätewagen Atem-/Strahlenschutz „Betriebsbereitschaft“ hergestellt und eine Atemschutzsammelstelle eingerichtet. Auf Grund des „angenommenen großen medialen Interesses“ wurden sowohl Vertreter der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein wie auch Mitarbeiter der städtischen Pressestelle an die Einsatzstelle entsandt, um vor Ort die Pressebetreuung zu übernehmen.

Lob vom Kreisbrandmeister für die 130 Teilnehmer

Nach rund einer Stunde intensiven Übens waren sämtliche Übungsziele erreicht. Im Nachgang versammelten sich die Teilnehmer in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses, um den Übungsabend bei einer von der Stadt spendierten Brotzeit gesellig ausklingen zu lassen. „Es freut mich sehr, dass heuer rund 130 Aktive an der Übung teilgenommen haben“, betonte Kreisbrandmeister Albert Rieder, der als Beobachter im Einsatz war. „Es gibt zwar immer etwas zu verbessern, sonst bräuchten wir ja nicht mehr üben, dennoch wurden alle Ziele strukturiert und geordnet verfolgt und eine ordnungsgemäße Arbeitsweise an den Tag gelegt“, so das erste Fazit des Kreisbrandmeisters.

Dankende Worte richtete Kommandant Alois Wimmer an alle Übungsteilnehmer, die Darsteller, die zahlreichen Helfer im Hintergrund aber auch an die Verantwortlichen der Stadt Traunstein. „Es war uns wichtig, die neuen Räumlichkeiten des Schulhauses kennenzulernen, um bei einem hoffentlich nie eintretenden Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein. Gleichzeitig brachte er seine Freude zum Ausdruck, dass er nun den „Staffelstab“ für die Vorbereitung der nächsten Übung an die Feuerwehr Haslach weitergeben konnte. „Ich bin bereits jetzt gespannt, mit was uns die Kameraden bei der kommenden Übung konfrontieren werden“, so der Kammerer Aktivenchef. 

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Text und Bilder:

Hubert Hobmaier, Stefan Lohwieser

Kreisfeuerwehrverband Traunstein