Einsatzmarathon für die Feuerwehren nach Unwetter
Großeinsatz für die Feuerwehren nach Unwetter: 350 Einsätze / 600 Feuerwehrkräfte im Einsatz am So., 28.6. und Mo., 29.6.
Landkreis Traunstein. Überflutete Keller, umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen und rund 200 Notrufe innerhalb von drei Stunden hielten am Sonntagabend die Feuerwehren im Atem. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen und Orkanböen von bis zu 120 km/h war von Westen über den Chiemsee und die Landkreismitte in Richtung Österreich gezogen und hinterließ in einem nur wenige Kilometer breiten Streifen eine Spur der Verwüstung. Rund die Hälfte der 80 Feuerwehren im Landkreis waren im Einsatz, teilweise die ganze Nacht über, bis in den Montagvormittag. Dagegen war es südlich der Autobahn A 8 und auch im nördlichen Landkreis ruhig. Dort war von dem heftigen Unwetter kaum etwas zu spüren.
Kurz nach 20 Uhr begann der Einsatzmarathon für die Feuerwehren. Beginnend in Chieming, Hart und Nußdorf wurden die Wehren von Westen nach Osten, entsprechend der Linie, die das Unwetter genommen hatte, alarmiert. „Baum auf Fahrbahn, Wasser im Keller, Gebäude in Gefahr, Straße unter Wasser“ – das waren die Alarmstichworte mit denen die Feuerwehren zum Einsatz gerufen wurden. Besonders hart getroffen hatte es die Gemeinden Taching am See und Fridolfing. Dort gab es so viele Notrufe und Hilfeersuchen, dass die örtlichen Feuerwehren mit der Abarbeitung der Unwetterschäden alleine nicht fertig geworden wären. Die örtlichen Einsatzleiter forderten Unterstützung an und Wehren aus den Nachbargemeinden, die von dem Unwetter kaum oder überhaupt nicht betroffen waren, rückten zur Unterstützung an. Allein im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr Taching waren fast 60 Einsätze zu erledigen. Nicht minder umfangreich war das Einsatzaufkommen in der Gemeinde Fridolfing. Auch dort waren es rund 60 Einsatzstellen, zu denen die Feuerwehr ausrückte. In Fridolfing wurde im Feuerwehrgerätehaus die Führungsstelle Salzach aktiviert. Von dort wurden alle Einsätze im östlichen Landkreis - im Inspektionsbereich „Traunstein Land 3“ koordiniert.
Die Ortsmitte von Zweckham bei Traunreut war rund 40 Zentimeter hoch überschwemmt, die Straßen unpassierbar. Die Feuerwehr Traunwalchen sperrte den Bereich und pumpte das Wasser ab. Die Feuerwehr Kammer kam zu Hilfe, um die Überflutung schnellstmöglich zu beheben. Auch anderorts mussten Straßen, zeitweise bis zum Montagmorgen gesperrt werden, so die Kreisstraße TS 28 zwischen Törring und Hohenbergham. Bei Langwied war die Fahrbahn 30 Zentimeter hoch überflutet. Straßen waren nicht nur durch umgestürzte Bäume oder abgerissene Äste blockiert, durch den Starkregen wurden auch Geröll und Erdreich auf die Straßen gespült und es gab für die Autofahrer kein Durchkommen mehr. An mehreren Einsatzstellen musste die Feuerwehren Fahrzeuge sichern, die in den Wassermassen feststecken. An zahlreichen Gebäuden im gesamten Einsatzgebiet bauten die Floriansjünger mit Sandsäcken Dämme auf, um Wasser abzuleiten und das Eindringen in Gebäude zu verhindern. Auch Dächer waren zu sichern, dort wo die Orkanböen besonders heftig gewütet hatten.
Gesperrt wurde auch die Bahnlinie zwischen Mühldorf und Freilassing. Bei Götzing (Fridolfing) war das Bahngleis überflutet und unterspült. Mancherorts gab es in Wohnsiedlungen kein einziges Gebäude, das nicht von einem Wasserschaden betroffen war. „Die Siedlung säuft ab“ – hieß es in Holzhausen (Markt Waging). In der Schlossbergstraße wurden Kellerfenster von den Wassermassen eingedrückt. Teilweise standen Keller bis zu einem Meter unter Wasser. Im Keller eines Neubaus in Fridolfing stürzten massive Tragwände ein, da dort gelagerte Pellets durch das Wasser aufquollen. Fachleute müssen nun die Tragfähigkeit des Gebäudes überprüfen. Aus Pietling wurde ein Hangrutsch im Bereich der Bergstraße gemeldet; die Feuerwehr konnte deshalb nicht sofort zu ihren Einsatzstellen gelangen. In der Gemeinde Nußdorf musste der Strom für rund 30 Minuten abgeschaltet werden. Ein Baum war in eine Freileitung gefallen. Damit die Feuerwehr den Baum gefahrlos herausschneiden konnte, wurde der Strom kurzzeitig abgeschaltet. Auch in Taching kam es zu einem großflächigen Stromausfall. Dort musste die Feuerwehr in einigen Gebäuden Öltanks sichern, die durch eingedrungenes Wasser aufgeschwemmt wurden und die Gefahr eines Auslaufens der Tanks bestand. Besonders betroffen war auch ein Alten- und Pflegeheim in Taching, wo der Keller komplett überflutet war.
Vorrangig benutzte Gerätschaften der Feuerwehren waren Pumpen und Schmutzsauger, um Wasser aus überfluteten Kellern abpumpen zu können, ebenso Motorsägen, mit denen umgestürzte Bäume zerlegt und so Straßen und Wege wieder befahrbar gemacht wurden.
Insgesamt waren am Sonntagabend und in der Nacht zum Montag rund 600 Feuerwehrkräfte im Einsatz, um Unwetterschäden zu beseitigen und die viele Hilfeersuchen der betroffenen Menschen abzuarbeiten. Rund 350 Einsätze wurden erledigt. Die meisten Wehren konnten ihre Arbeit am Montag früh bis zum Morgengrauen beenden. In der Gemeinde Fridolfing waren die Feuerwehren auch noch den ganzen Montag über mit Aufräumungsarbeiten zur Beseitigung der Unwetterschäden unterwegs. Verletzt wurde nach ersten Informationen der Feuerwehr-Einsatzleitung niemand. Die Höhe der Sachschäden, die durch das Unwetter entstanden sind, lässt nicht noch nicht abschätzen.
Bericht: Peter Volk // Bilder: Kreisfeuerwehrverband Traunstein