„Ein Novum in Bayern“ – Einzigartiger Lehrgang gestartet
Dem Wandel Schritt halten - Übungsanhänger „Brandmeldeanlage“ geht in Betrieb
Etwa 350 Mal rücken die Feuerwehren im Landkreis Traunstein pro Jahr zu sogenannten Brandmeldealarmen aus. Mit der Einführung der Rauchmelderpflicht haben die Einsätze auch im privaten Umfeld zugenommen. Hinter den Anlagen verbirgt sich häufig eine komplexe Technik und es kommen meist sehr viele unterschiedliche Bauteile zur Anwendung. In der „Integrierten Leitstelle Traunstein“ laufen alle Fäden für die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein zusammen – rund 650 Anlagen sind dort angeschlossen und schlagen automatisch Alarm.
Die Feuerwehren im Landkreis Traunstein betreuen derzeit rund 230 Anlagen und werden umgehend verständigt, wenn ein Alarm bei der Leitstelle eingeht. Einerseits nimmt die Anzahl der Anlagen zu, andererseits schreitet die Technik unweigerlich voran. Damit die Feuerwehren im Landkreis Traunstein in Sachen Fortschreiten der Technik Schritt halten, haben sich die Verantwortlichen im Kreisfeuerwehrverband etwas Besonderes überlegt. Ein Übungsanhänger, vollgestopft mit modernster „BMA Technik“, geht nun im gesamten Landkreis Traunstein zu Fortbildungszwecken der Aktiven an den Start.
„Beim Einsatzstichwort Brandmeldealarm kann sich dahinter quasi alles verbergen“, erklärt Lehrgangsleiter Jürgen Richter und führt fort, „vom Fehlalarm, ausgelöst durch Wartungsarbeiten bis zum Brandeinsatz mit der Gefahr für Leib und Leben müssen unsere Einsatzkräfte auf alles gefasst und vorbereitet sein“. Mit dem sogenannten BMA-Anhänger ist es den Feuerwehren möglich, eine gesamte Einsatzabwicklung zu trainieren. Von der Auslösung über die Alarmierung und die Abarbeitung unterschiedlicher Szenarien ist ein Lehrgangsangebot entstanden, welches bayernweit einzigartig ist.
Kreisbrandrat Christof Grundner ist im täglichen Einsatzgeschehen mit den Tücken verschiedenster Anlagen vertraut. „Auf Grund der zunehmenden Anzahl sowie der weiter steigenden technischen Komponenten wollten wir unsere Feuerwehren so gut es geht vorbereiten. In einer bayernweiten Recherche haben wir kein vergleichbares Angebot gefunden. Danach haben wir die Köpfe zusammengesteckt und selbst die Idee für diesen Lehrgang entwickelt“, so Christof Grundner. In Hinblick auf die Entwicklung Einsatzzahlen von etwa 36 Alarmen 1996 bis hin zu 361 Alarmen 2019 zeigt sich, dass der Bereich „Brandmeldeanlage“ zum Tagesgeschäft der Feuerwehren gehört und daher ein spezielles Wissen erfordert.
Einstimmig fasste man daher im Ausschuss den Beschluss, einen Lehrgang zum Thema Brandmeldeanlagen ins Lehrgangsangebot aufzunehmen. Nach einigen Überlegungen entschied man sich für die Anschaffung eines Anhängers, der die komplette Technik beinhalten und als Grundlage für den Lehrgangsbetrieb dienen sollte. Die mobile Lösung hat den Vorteil, dass man an unterschiedlichen Orten üben kann, was bei der Größe des Landkreises Traunstein den Feuerwehren sehr viel Zeitaufwand durch verringerte Anfahrtswege verschafft.
„In dem Anhänger ist eine komplette Brandmeldeanlage verbaut, dabei haben wir darauf geachtet, dass auch alle Meldervarianten vom klassischen Handfeuermelder bis hin zu hochkomplexen Typen für ganz spezielle Bereiche verbaut worden sind“, so Hans Heinrich, der zusammen mit den Mitgliedern des Fachbereiches 4 (Vorbeugender Brandschutz) den Anhänger ausgebaut hat und ergänzt, „da wir dies alles mittels Funkübertragung verbunden haben, können wir quasi jedes beliebige Gebäude mit unserer Anlage ausstatten um so einen praktischen und abwechslungsreichen Lehrgang anbieten“.
Kreisbrandinspektor Martin Schupfner ist von dem neuen Angebot jedenfalls begeistert. „Jede Gruppe hat nach der Einweisung auf die Anlage, die Möglichkeit realitätsnah zu üben. Sogar eine Verbindung zu einer Übungsleitstelle wird hergestellt und eine komplette Löschmannschaft samt Atemschutz kommt bei den Übungen zum Einsatz“, so Martin Schupfner.
Aus den Einsatzerfahrungen heraus, sind so bereits eine ganze Reihe Übungsszenarien entstanden, bei denen zahlreiche „Überraschungen“ auf die Lehrgangsteilnehmer warten. „Wir haben daher nahezu grenzenlose Möglichkeiten, die Aktiven mit sämtlichen Tücken vertraut zu machen und ihnen passende Lösungsstrategien an die Hand zu geben“, freut sich Jürgen Richter.
Zum Ende des letzten Jahres wurde die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen. In einem ersten Praxistest erfolgte anschließend die kleine Premiere bei der die ersten Feuerwehrleute mit dem Anhänger in Berührung gekommen sind. Der finale Test wurde in erster Linie dazu genutzt um die Konzepte auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. „Wir haben noch einige Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt. Diese werden wir nun für den Regelbetrieb im neuen Lehrgangsjahr einfließen lassen“, so der hauptverantwortliche Jürgen Richter.
Die Premieren fanden nun in Kirchheim bei Tittmoning und in Grabenstätt statt. Die Teilnehmer aus den Feuerwehren Eisenärzt, Erlstätt, Fridolfing, Gaden, Grabenstätt, Haslach, Holzhausen, Inzell, Kay, Matzing, Ruhpolding, Seeon, Stein, Tittmoning, Traunstein, Traunwalchen, Trostberg, Oberfeldkirchen, Oberwössen, Obing, Peterskirchen, Pittenhart, Rabenden, Waging und die Werkfeuerwehr BSH Traunreut lobten das neue Angebot. Insbesondere der starke Praxisbezug sowie die kompakte Lehrgangsgestaltung fand Anerkennung unter den Aktiven. Als ein weiterer Baustein hält somit der „BMA Lehrgang“ der Feuerwehren im Landkreis Traunstein Einzug in das ohnehin umfassende Angebot des Verbandes.
Text und Bilder
Daniela Rottner, Jürgen Richter, Hubert Hobmaier
Kreisfeuerwehrverband Traunstein e.V.