Dialog Brandmeldeanlagen 2023

11. Mai 2023

265 Besucher, zahlreiche Ehrengäste und viele Aussteller zum diesjährigen Dialog-BMA im Florianstadl am Kloster Andechs

Dialog Brandmeldeanlagen – da geht es natürlich in erster Linie um Brandmeldeanlagen oder kurz BMAs: Neue Techniken, neue Erfahrungen, und so weiter. Aufmerksame Besucher merkten aber schnell, dass das tatsächliche Thema der diesjährigen eigentlich ein anderes war - die zunehmende Überlastung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute und was man dagegen tun kann.

265 Besucher, zahlreiche Ehrengäste und viele Aussteller konnte der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern, Dr. Rüdiger Sobotta, am Samstag, den 6. Mai 2023, zur diesjährigen Dialog-BMA im Florianstadl am Kloster Andechs begrüßen.

Der Einbau einer Brandmeldeanlage in ein neues oder bestehendes Objekt ist natürlich grundsätzlich zu begrüßen. Es sei denn, dass mit dieser BMA nur bauliche Mängel oder Abweichungen von der Bayerischen Bauordnung kompensiert werden sollen. Der Kommandant der Feuerwehr Ottobrunn, Eduard Klas, führte unter anderem aus, dass ein Großteil aller Fehlalarme durch ein besseres Miteinander von Planer, Betreiber und der Objektnutzer vermieden werden könnten. Der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern e.V., Dr. Rüdiger Sobotta, zeigte in seiner Tätigkeit als Brandschutznachweis-Ersteller, dass die gewünschten oder vorgegebenen Schutzziele in vielen Fällen auch ohne Brandmeldeanlage erreicht werden können – was dann natürlich dazu führt, dass gar keine Fehlalarmierungen auflaufen können.

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands, Johann Eitzenberger, berichtete, dass es aktuell 21.500 Brandmeldeanlagen in Bayern gibt. Diese verursachten im Jahr 2021 insgesamt 18900 Fehlalarme, also 0,88 falsche Einsätze pro Brandmeldeanlage. Problematisch sind vor allem die Täuschungsalarme wegen beispielsweise am Standort des Melders einfach anfallendem Rauch, Staub oder beispielsweise Wasserdampf – diese Einsätze sind unnötig und ihre Zahl muss durch die jeweiligen Brandschutzdienststellen auf dem Verwaltungsweg gesenkt werden. Die so entstehenden Fehlalarmierungen belasten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte weit über Gebühr und müssen abgestellt werden. Die Landkreise sind hier in der Pflicht, schlagkräftige Brandschutzdienststellen aufzustellen und zu unterhalten, sonst wird der abwehrende Brandschutz durch die sinkende Motivation der Feuerwehrleute unnötig geschwächt.

Zwei Drittel aller Brandmeldeanlagen dienen nur der Kompensation von baulichen Mängeln, so der Ottobrunner Kommandant Eduard Klas. Planer, Betreiber und Nutzer sind gemeinsam für praktikable Brandschutzkonzepte verantwortlich. Oft werden gewerbliche Räume nach dem Bezug durch den Mieter anders genutzt als in der Planung, so dass man sich nicht wundern darf, wenn falsche Brandmelder verbaut sind.

Auch unsere Wälder sind ein Schutzziel – sie sind ein lebenswichtiger Teil unserer Umwelt. Bosch präsentierte eine automatische Waldbranderkennung mit technischen Möglichkeiten in Form von Kameras und Drohnen. Die direkte Informationsweitergabe an die jeweilige Leitstelle erfolgt über ein spezielles BOS-Portal, das alle notwendigen Informationen für die Bewertung der Gefahren durch die Einsatzleitung bereithält.

Dass eine Brandmeldeanlage allein durch die Größe nicht problematisch werden muss, zeigte Jörg Schöbel: Er betreut die BMA im Münchner Krankenhaus „Rechts der Isar“, die mit über 6000 Schleifen und 19.000 Zimmern alleine im Hauptgelände eine der größten Brandmeldeanlagen Süddeutschlands ist. Er zeigte sehr eindrucksvoll die Probleme, denen man als Betreiber einer solchen Anlage gegenübersteht.

Weniger die Brandmeldeanlagen selbst, sondern mehr die Folgen, wenn eine auslöst, waren das Thema von Ministerialrat Matthias Ott aus dem Bayerischen Staatsministerium des Inneren: Die sogenannte Alarmierungsbekanntmachung bedarf einer Überarbeitung, die aktuell durchgeführt wird. Die aktuelle ABek ist zu kompliziert und zu umfangreich, die Dispositionszeiten bei großen Einsatzmittelketten sind zu lang und alle Stichworte größer als Stufe 4 sind nicht mehr effizient in der Erstalarmierung. Deswegen soll eine starke Reduzierung durchgeführt werden. Möglich wird das u.a. durch die Einführung von bayernweit einheitlichen Modulen, Kombinationen von Fahrzeugen, Mannschaft und Gerät, die regional unterschiedlich sein dürfen, aber trotzdem die gleiche Schlagkraft haben. Branddirektor Jürgen Schwarz, ebenfalls aus dem StMI, zeigte im Anschluss moderne Möglichkeiten für die Feuerwehren, u.a. eine Abbildung des Feuerwehr-Anzeigetableaus auf einen Pad-Computer der Feuerwehr. Damit können Einsatz und Fehlalarme schneller, effektiver und personalverträglicher abgewickelt werden.

Ein weiteres großes Thema der Feuerwehren sind aktuell Brände von Energiespeichern, in erster Linie von Lithium-Ionen-Akkus in Fahrzeugen und festen Installationen. Carsten Meißner von der Siemens AG berichtete von sehr erstaunlichen Ergebnissen aktueller Brand- und Damage-Versuche (bei denen Energiezellen absichtlich beschädigt werden), bei denen erfolgreich ein Thermal Runaway, das Durchgehen der Zellen eines Batterieblocks, verhindert werden kann.

Nicht weniger interessant war der Vortrag von Felix Menzinger von der Branddirektion der BF München über die hierzulande tatsächlich erlebten und erlebbaren Risiken bei Einsätzen mit Elektrofahrzeugen und Energiespeichern.

Aufgelockert wurde der Nachmittag durch erschreckende, aber auch lustige Fundstücke aus seiner Tätigkeit als Prüfsachverständiger von Dipl.-Ing. Michael Ulmann aus München.

Der letzte Vortrag der diesjährigen Veranstaltung war von Hermann Bayer, Ehren-KBM aus Unterschleißheim bei München, einem der Väter des modernen Kulturgutschutzes. Eigentlich braucht jedes Museum, jede Kirche und jedes andere Gebäude mit unwiederbringlichen Kulturgütern einen solchen Plan, der den Einsatzkräften im Fall der Fälle zeigt, wo sich welche rettenswerten Gegenstände oder Bilder befinden, wie man dorthin gelangt und was man eventuell noch zu ihrer Bergung benötigt. Viele Betreiber solcher Objekte sind der Meinung, solche Aufstellungen bräuchte man nicht und im Fall des Falles könne man ja immer noch vor Ort reagieren. Dann ist die Enttäuschung groß, wenn wertvolle Originale verloren gegangen sind und billige Imitate gerettet wurden.

Für die Besucher, die Aussteller und das Organisationsteam war die Dialog-Brandmeldeanlagen 2023 ein voller Erfolg. Interessante und klug ausgesuchte und zusammengestellte Vorträge, eine sehr sehenswerte Fachausstellung und die phantastische Örtlichkeit im Florianstadl des Klosters Andechs ergänzten sich zu einer sehr lohnenswerten Veranstaltung.

 

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Autor und Fotos: Gerhard Bauer / Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern e.V.

Bild 1:  Der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern, Dr. Rüdiger Sobotta, konzipiert beruflich Brandschutzkonzepte. Er weiß, dass man in geeigneten Objekten den Einbau einer Brandmeldeanlage durch weniger gravierende Eingriffe vermeiden kann.

Bild 2:  Johann Eitzenberger, der Vorsitzende des Landesfeuerwehrbands Bayern e.V., in seinem Vortrag: „Fehlalarmierungen belasten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte weit über Gebühr und müssen abgestellt werden. Die Landkreise sind hier in der Pflicht, schlagkräftige Brandschutzdienststellen aufzustellen und zu unterhalten.“

Bild 3: Gerhard Bullinger, der ehemalige Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern e.V., organisiert nach wie vor die Fachkonferenz „Dialog Brandmeldeanlagen“

Bild 4:  Der Florian-Stadl im Kloster Andechs (Landkreis Starnberg) war eine perfekte Location für die „Dialog Brandmeldeanlagen“. 265 Anwesende informierten sich in Vorträgen und der Fachausstellung.

Bild 5, 6 und 7:  Die Besucher informierten sich während der Pausen bei zahlreichen Ausstellern aus den Bereichen Feuerwehr, Brandmeldeanlagen und Sicherheit.