„Antonia ist meine Heldin des Tages!“
Jugendfeuerwehrlerin löscht nächtlichen Entstehungsbrand – Gebäudebrand wird durch das couragierte Handeln verhindert
Tacherting, Peterskirchen. In den frühen Morgenstunden des heutigen Sonntages (15.1.) entdeckte die 17-jährige Antonia Stadler aus Peterskirchen einen Brand am Nachbarhaus und reagierte blitzschnell. Durch ihr mutiges Handeln hat sie nicht nur großen Schaden am Gebäude abwenden, sondern auch zusammen mit ihren Freundinnen, die dreiköpfige Familie rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die alarmierten Feuerwehren mussten nur noch kleinere Nachlöscharbeiten durchführen. „Antonia ist meine Heldin des Tages“, so der begeisterte Peterskirchner Kommandant Josef Steckermeier. Kreisbrandmeister Alexander Heide ist davon überzeugt, „Antonias Engagement in der Jugendfeuerwehr war in diesem Fall Gold wert“.
„Um 3:51 Uhr habe ich die 112 gewählt, dass weiß ich noch ganz genau“, berichtet die selbstbewusste Antonia Stadler nur wenige Stunden nach ihrer mutigen Rettungs- und Löschaktion in Peterskirchen im Gespräch mit Hubert Hobmaier vom Kreisfeuerwehrverband Traunstein. „Wir sind gerade vom Stadtball in Trostberg nachhause gekommen, als ich kurz vor unserem Grundstück einen Feuerschein bei den Nachbarn entdeckt habe. Dann habe ich sofort die Rettungskräfte alarmiert und bin zu mir nachhause gelaufen, um einen Feuerlöscher zu holen“. Nur wenige Augenblicke später startete sie die Löschmaßnahmen im Eingangsbereich des Einfamilienhauses an der Hochfellnstraße.
„Ich habe dann noch meinen Freundinnen zugerufen, dass sie an die Fenster klopfen müssen und die schlafende Familie aufwecken sollen. Ich wusste ja, dass ein Schlafzimmer direkt über der Brandstelle lag“, so Antonia Stadler. Neben der Eingangstür hatte sich Dekomaterial entzündet. Vermutlich war eine aufgestellte Kerze der Auslöser des Feuers. Als die mutige junge Frau mit dem Feuerlöscher zu löschen begonnen hatte, waren die Flammen schon rund einen Meter hoch und kurz davor, auf die hölzerne Schalung des Wohnhauses überzugreifen, „da war ich richtig froh, dass wir erst kürzlich in der Jugendfeuer den Umgang mit dem Feuerlöscher ausgiebig trainiert hatten“, sagte die junge Frau, „so musste ich überhaupt nicht überlegen, wie man damit umgeht“.
Mit dem Feuerlöscher sowie einer Gießkanne voller Wasser ist es den jungen Frauen gelungen, den Brand weitestgehend zu löschen. Zeitgleich alarmierte die Integrierte Leitstelle Traunstein die Feuerwehren Peterskirchen, Emertsham, Trostberg, Engelsberg sowie die Feuerwehr Zeiling (Landkreis Mühldorf) mit dem Einsatzstichwort „Gebäudebrand mit Menschenleben in Gefahr“. Josef Steckermeier sagt, „das Brandobjekt liegt nur rund 500 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt und unsere Einsatzkräfte waren mit dem ersten Fahrzeug nach knapp drei Minuten vor Ort“. Die Einsatzleitung hatte der stellvertretende Kommandant Christian Buchner übernommen.
Die Feuerwehrkräfte haben sofort einen Löschangriff vorbereitet, mussten aber nur noch kleinere Nachlöscharbeiten durchführen. Mit der Wärmebildkamera der Feuerwehr Emertsham wurde dann der Brandbereich noch nach möglichen Glutnestern abgesucht. Die weiteren Unterstützungskräfte der Nachbarfeuerwehren konnten bereits während der Anfahrt den Einsatz abbrechen. Neben einem Notarzt war das Bayerische Rote Kreuz mit zwei Rettungswägen vor Ort. Eine Hausbewohnerin hatte Rauchgase eingeatmet und wurde ins Krankenhaus nach Trostberg gebracht. Dieses konnte sie zwischenzeitlich wieder verlassen. Die Polizei hat den Sachverhalt aufgenommen.
Der zuständige Kreisbrandmeister Alexander Heide traf nach dem Alarm mit als erstes an der Einsatzstelle ein. „Mein erster Gedanke war, Respekt vor dieser mutigen Tat und so viel Zivilcourage“. Seiner Einschätzung nach „war es eine Frage von Minuten, ehe das Feuer auf das Haus und die Garage übergegriffen hätte. Es zeigt mir einmal mehr, wie wichtig das Engagement in der Feuerwehr ist, weil man einfach weiß, was im Notfall zu tun ist. So lange wir Leute wie Antonia in unseren Reihen haben, ist mir um die Zukunft der ehrenamtlichen Feuerwehren nicht bange“, so sein dickes Lob an die junge Peterskirchnerin.
Ähnlich sieht dies auch der Peterskirchner Kommandant. „Ich muss unserer Antonia eine 1 mit Stern aussprechen. Sie hat alles richtig gemacht, sofort den Notruf gewählt und die Rettungskette in Gang gesetzt, mit den Löschmaßnahmen begonnen sowie die schlafenden Bewohner geweckt und ihnen damit mutmaßlich das Leben gerettet“. Gleichzeitig freue es ihn, „dass unsere Jugendarbeit Früchte trägt. Vielleicht lassen sich von Antonias mutigen Handeln noch weitere Jugendliche anstecken und stoßen zu unseren derzeit sechs Nachwuchskräften hinzu – freuen würde ich mich in jedem Fall“.
Dankbar und überglücklich zeigten sich auch die betroffenen Hausbewohner. Thomas Unnützer und Xenia Kettl sowie ihr siebenjähriger Sohn Toni waren nachts ziemlich perplex, als sie aus dem Schlaf gerissen wurden. „Wir sind unserer Nachbarin Antonia unendlich dankbar, dass sie schnell und entschlossen gehandelt hat und wir mit nur einem kleinen Schaden am Haus davongekommen sind. Mama Xenia ist selbst bei der Wasserwacht Tacherting ehrenamtlich engagiert, „ich weiß nur zu gut, wie wichtig gut ausgebildete Ehrenamtler sind, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass wir selbst mal die Hilfe der Feuerwehr brauchen“.
„Ich war auch einige Jahre bei der Feuerwehr Peterskirchen dabei. Ich danke daher allen, die mitten in der Nacht aufgesprungen sind, um uns zu helfen. Als ich wach wurde, habe ich dann nur geschaut, dass wir den kokelnden Brandschutt schnell vom Haus wegbekommen. Ich habe dabei nicht mal gemerkt, dass ich gar keine Schuhe anhatte.“, sagte Papa Thomas im Gespräch und der kleine Toni freute sich insbesondere über den kleinen Plüschdrachen Grisu, den er vom Kreisbrandmeister geschenkt bekommen hatte, „das war voll cool heute und ich gehe auf jeden Fall auch zur Jugendfeuerwehr“, so sein Kommentar zu den Ereignissen in den frühen Morgenstunden.
Die tapfere Antonia Stadler zieht für sich folgendes Fazit, „auch wenn ich zunächst Angst um die Nachbarn hatte, wusste ich was zu tun ist und wir haben einfach gehandelt. Sollte ich mal wieder in eine solche Situation kommen, werde ich in jedem Fall wieder tun, was in meiner Macht steht, damit ich jemanden in einer Notlage helfe. Mein Engagement in der Jugendfeuerwehr hat mit in jedem Fall geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“. Schmunzelnd fügt sie hinzu, „im Nachgang musste ich über mich selbst auch noch lachen, ich hätte nie gedacht, dass ich im Ballkleid und mit hohen Absätzen so schnell rennen kann“.
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Text und Bilder: Hubert Hobmaier, Kreisfeuerwehrverband Traunstein